Zusammenfassung
Minoxidil ist eines der weltweit am meisten angewendeten Mittel gegen Haarausfall. Es kommt ausschließlich in äußerliche Form zur Anwendung, da es sonst starke Auswirkungen auf den Blutdruck haben kann. Die übliche Dosierung beträgt 2% bzw. 5%. eine Anwendung ist bei Männern und Frauen möglich.
Die wissenschaftliche Daten Grundlage für Minoxidil ist im Vergleich außerordentlich gut, und seine Wirksamkeit in vielen klinischen Studien belegt. Eine Anwendungsdauer von etwa einem halben Jahr ist notwendig, um einen Effekt zu sehen.
Hintergrund
Ursprünglich wurde Minoxidil zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt.
Chemische Struktur von Minoxidil (Pubchem by CC)
Während der Anwendung zeigte sich als Nebenwirkung in vielen Fällen (unerwünschter) Haarwuchs. Durch Entwicklung äußerlicher Anwendungsformen versuchte man die Wirkung auf den Blutdruck zu verringern, und gleichzeitig die Behandlung von Haarausfall weiterhin zu ermöglichen. in den vereinigten Staaten ist Minoxidil seit 1986 als Arzneimittel in den Handel gekommen. Dies wird dadurch erleichtert, dass die Kopfhaut relativ undurchlässig für diesen Wirkstoff ist.
Nachdem das Patent abgelaufen ist gibt es zahlreiche Anbieter auf dem Markt, und weitere Darreichungsformen wie beispielsweise ein Schaum wurden entwickelt.
Wie wirkt Minoxidil? (Wirkmechanismus)
Trotz der breiten Anwendung ist der genauer Wirkmechanismus von Minoxidil bis zum heutigen Tag unbekannt
Die Blutdrucksenkung erfolgt durch Angriff an Kaliumkanälen der Gefäßmuskulatur, was zur Entspannung der Muskeln führt und so zur Vergrößerung der Gefäße und damit Senkung des Blutdrucks. man vermutet, dass ein ähnlicher Wirkmechanismus im Bereich der Haarwuchszonen (Dermale Papille) zum Tragen kommt.
In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass mit Minoxidil ein höherer Prozentsatz von Haarfollikel in der Anagenphase bleibt, und somit eine längere Wachstumsphase vorhanden ist.
Weitere Angriffspunkte scheinen Wachstumshormone wie der Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF ) sowie Prostaglandine zu sein sowie eine Hemmung von Entzündungsprozessen, die in der Katagenphase auftreten.
Entscheidend für die Wirkung von Minoxidil ist auch eine geeignete dermatologische Grundlage, da der Wirkstoff selbst schwer wasserlöslich ist und somit die Hautbarriere alleine kaum überwinden kann. daher enthalten viele Lösungen Propylen Glykol zur Verbesserung der Penetration. Propylenglykol funktioniert deutlich besser als Ethanol. Aber auch Glycerin ist hierfür geeignet und wird in der Darreichungsform des Schaum eingesetzt.
In Tieruntersuchungen zeigte der Schaum eine etwa 2-3 -fach höhere Aufnahme als die Lösung, was als Argument für die Vermarktung dieses Produktes benutzt wird.
Anwendungsgebiete von Minoxidil
Regaine verhindert bei Frauen und Männern übermäßigen Haarausfall und regt den Haarwuchs an.
Außerdem fördert es das Nachwachsen neuer Haare an bereits gelichteten oder kahlen Stellen und verstärkt noch vorhandenes Flaumhaar.
Männer
Für Männer wird die Anwendung der Lösung mit 5 % (1 ml zweimal täglich) empfohlen, da sie stärker wirkt als 2%
Ob therapeutisch gesehen der Schaum größere Erfolge bringt als die Lösung ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich dokumentiert
Nach sechs Monaten sollte die Wirkung überprüft werden, und bei einem Therapieerfolg fortgesetzt werden
Frauen
Für Frauen wird die Lösung mit 2 % (1 ml zweimal täglich) empfohlen. Es gibt nicht genug Daten um eine Anwendung der Lösung mit 5 % für Frauen zu empfehlen.
Auch hier sollte nach sechs Monaten die Wirkung überprüft werden, und nur bei einem Therapieerfolg fortgesetzt werden
In Bezug auf Frauen muss klar gesagt werden, dass hier Minoxidil das Mittel der ersten Wahl ist. Im Vergleich zu den meisten anderen Produkten gibt es hier zahlreiche Studien, die die Wirksamkeit belegen.
Im Vergleich ergaben sich keine wesentlichen Unterschiede in der Anwendung von 2 % (zweimal täglich) und 5 % Minoxidil (einmal täglich). Allerdings ist die Dosierung von 5 % bei frauen auch nur in wenigen Ländern der Welt zugelassen.
Der Wirkstoff Finasterid ist bei Frauen aufgrund seiner hormonellen Aktivität grundsätzlich etwas problematisch, aber die vorhanden Studien zeigen auch keine Wirksamkeit.
Wie muss Minoxidil angewendet werden (Anwendung)
Der Wirkstoff wird entweder als Lösung oder als Schaum auf die Kopfhaut aufgetragen und verrieben.
Die Hände sollten nach dem Auftragen gewaschen werden.
Hinweise zur Anwendung
Manche Patienten können einen verstärkten Haarausfall während der ersten Monate der Anwendung bemerken. Dies ist vorübergehend und ist nur ein Anzeichen dafür, dass die Aktivierung der Haare vorübergehend auch mehr Haare in der Telogen-Phase dazu bringt, wieder in die Wachstumsphase (Anagenphase) überzugehen.
Die Behandlung sollte daher weiter fortgeführt werden, und der Haarausfall normalisiert sich innerhalb einiger weniger Wochen oder Monate.
Es gibt keine Belege , dass Minoxidil einen Nutzen für Patienten mit Alopecia areata, Alopecia totalis und Alopecia universalis bietet.
Minoxidil wird den Haarausfall nicht heilen. Innerhalb von 60 bis 90 Tagen nach Beendigung der Behandlung fällt das Haar aus, wenn der Gebrauch von Minoxidil eingestellt wird. Die Verpflichtung zur Anwendung ist damit langfristig
Minoxidil muss für 4 Monate bis 1 Jahr verwendet werden, um die Ergebnisse zu sehen. es kann auch der Fall eintreten, dass trotz dieser langen Anwendung keine Wirksamkeit festzustellen ist.
Der Wirkstoff kann bei einigen Menschen unerwünschtes Haar wachsen lassen in anderen Bereichen, in denen diese topische Behandlung nicht angewendet wurde.
Für Patienten mit Bluthochdruck ist besondere Vorsicht geboten, da Minoxidil mit den anderen Medikamenten interagieren kann.
Die Verwendung auf der Haut mit hautaktiven Substanzen (wie Alkohol oder Glycerin) kann Veränderungen auf der Kopfhaut auslösen
In vielen Ländern ist die Anwendung für Frauen auf die 2%ige Lösung beschränkt.
Große kahle Stellen oder ein seit langer Zeit (mehr als zehn Jahre) bestehender Haarausfall reagieren schlechter auf Minoxidil
Manche Menschen reagieren überempfindlich (allergisch) gegen Minoxidil oder einen der sonstigen Hilfsstoffe, dadurch können heftige Hautreaktionen ausgelöst werden
Eine Wirkung wird vermindert oder nicht vorhanden sein unter bestimmten Umständen, wie:
- Anwendung von Produkten die Haarausfall auslösen (beispielsweise Krebsmedikamente)
- Schwere Ernährungsprobleme (wie beispielsweise sehr geringer Eisenspiegel)
- Hormonelle Umstellungen (wie beispielsweise Beendigung der Einnahme der Pille)
- Beim Fehlen von Haarwurzeln (durch Vernarbung oder Verbrennung)
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Häufig (mehr als 1% der Patienten):
- leicht entzündliche Reaktionen der Kopfhaut
Selten
- lokale Hautreizungen wie Rötung, Juckreiz, Brennen, Ausschlag
- Kopfschmerz, Schwindel, Benommenheit
- Erkrankungen der Atemwege wie allergischer Schnupfen, Kurzatmigkeit, geschwollene Hände oder Füße (durch Wassereinlagerungen im Gewebe)
- Veränderungen des Blutdrucks bzw. der Herzfrequenz, Herzklopfen
Haarwuchs an unerwünschten Stellen ist ebenfalls eine öfters zu beobachtende Erscheinung. Diese beruht aber er auf einer falschen Anwendung als auf einem systemischen Nebeneffekt. Es sollte insbesondere versucht werden, eine Wirkstoffübertragung durch das Kopfkissen zu vermeiden. Dies kann einfach dadurch erfolgen, dass die Anwendung mehr als 2 Stunden vor dem Schlafengehen erfolgt.
Minoxidil mit anderen Produkten kombinieren
Der Wirkstoff hat einen sehr einzigartigen Wirkmechanismus, und es stellt sich für viele Anwender die Frage, ob es sinnvoll ist Minoxidil mit anderen Produkten zu kombinieren um die Wirkung zu verstärken.
Leider muss man sagen ist das Interesse der pharmazeutischen Industrie an der Benutzung solcher Kombinationen relativ gering, jeder möchte zunächst sein eigenes Produkt vermarkten. Daher gibt es nur sehr wenige Studien, die sich überhaupt mit der Kombination von Minoxidil mit anderen Wirkstoffen beschäftigen.
Deswegen gibt es nur extrem wenig Studien solcher Kombinationen, die für sich gesehen mit kleinen Patienten zahlen und relativ unsicheren Ergebnissen keine klare Empfehlung erlauben.
Die interessanteste Frage – ob sich Minoxidil mit finasterid sinnvoll kombinieren lässt – ist wissenschaftlich leider nicht untersucht worden. Da beide Produkte unterschiedliche Werkansätze haben liegt es aber auf der Hand, dass diese sich in der Wirkung ergänzen sollten.
Minoxidil im Vergleich zu Finasterid
In zwei Studien wurde untersucht, welches der beiden Produkte besser sein soll. Leider sind die Ergebnisse gegensätzlich, sodass sich hierüber keine klare Aussage machen lässt.
Wie bereits oben gesagt mag es aber sowieso sinnvoll sein, hier eine Kombination beider Präparate vorzunehmen, die sich im Wirkungsmechanismus sinnvoll ergänzen.
Verwendete Literatur:
Hillmann, 2013
Blumeyer A, Tosti A, Messenger A, et al. Evidence-based (S3) guideline for the treatment of androgenetic alopecia in women and in men. J Dtsch Dermatol Ges. 2011 Oct;9 Suppl 6:S1-57
Choi, Nahyun et al. “Minoxidil Promotes Hair Growth through Stimulation of Growth Factor Release from Adipose-Derived Stem Cells.” International journal of molecular sciences vol. 19,3 691. 28 Feb. 2018, doi:10.3390/ijms19030691
Lachgar, , Charveron, , Gall, and Bonafe, (1998), Minoxidil upregulates the expression of vascular endothelial growth factor in human hair dermal papilla cells. British Journal of Dermatology, 138: 407-411. doi:10.1046/j.1365-2133.1998.02115.x
Gebrauchsinformation Regaine 2%